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Behavioral Economics News
#Experimentability

November 2019

Guten Tag


«Ich liebe Neurowisschenschaften, aber sie retten mir zu wenig die Welt.»

Dieses Zitat stammt von Johannes Haushofer, Professor für Behavioral Economics in Princeton. Ich habe Johannes vor einigen Jahren kennengelernt, und seine Energie hat mich von ersten Tag an inspiriert. Wenn ich seinen Werdegang in wenigen Worten zusammenfassen müsste, dann würde ich sagen: Johannes hat in seiner bisherigen akademischen Karriere das Beste aus dieser Selbsterkenntnis gemacht.

Für ihn war es nie genug nur Wissenschaftler zu sein. Als Gründer und wissenschaftlicher Leiter des Busara Center for Behavioral Economics in Nairobi, das mittlerweile nicht nur in Kenia, sondern auch in Uganda, Tansania, Äthiopien, Peru, Fidschi und Indien mit Laborexperimenten und randomisierten Kontrollstudien im Feld die Grundlage für eine evidenzbasierte Entwicklungspolitik schafft, ist Johannes ein Prototyp für moderne interdisziplinäre Forschung

So hat er aufgezeigt, welche Auswirkungen Armut auf das Verhalten von Menschen hat. Wer arm ist, geht weniger Risiken ein und trifft schlechtere Entscheidungen. Und Armut bewirkt Armut – ein Teufelskreis, der sich über Generationen hinweg spannt.

Doch Johannes gibt sich mit einer Diagnose allein nicht zufrieden, sondern testet seit einigen Jahren auch eine mögliche Therapie gegen die Armut in Entwicklungsländern: ein bedingungsloses Grundeinkommen. Die bisherigen Erkenntnisse in Kenia sind extrem vielversprechend.

Damit schafft er nicht nur evidenzbasiertes Wissen, um die generelle Diskussion über Wirkungen und Nebenwirkungen eines  bedingungslosen Grundeinkommens von ideologischem Ballast zu befreien. Vielmehr zeigt er auch die Kraft von einfachen Experimenten als Grundlage für moderne und effektive Entwicklungspolitik. Um Menschen in Entwicklungsländern die selben Chancen zu geben wie wir sie haben, müssen zuerst unsere Konzepte an andere Lebensbedingungen und Kulturen angepasst werden. Dann können mit Hilfe von experimentellem Behavioral Design funktionierende Instititutionen daraus entstehen.

Die Welt lässt sich mit diesem Ansatz vielleicht nicht ganz retten – aber verbessern lässt sie sich damit allemal, wie die drei Highlights aus Haushofers Arbeit weiter unten zeigen.

Ich wünsche Ihnen eine erfolgreiche Woche.

Gerhard Fehr
CEO & Executive Behavioral Designer 
FehrAdvice & Partners AG, Zürich

P.S.: Ich freue mich, dass wir Johannes Haushofer auch als Speaker für die Academy of Behavioral Economics 2020 gewinnen konnten – seien auch Sie dabei, um gemeinsam zu lernen, wie man evidenzbasierte Prototypen designt und schnell einer ersten Überprüfung unterziehen kann.

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Johannes Haushofer: Einfache Experimente für eine bessere Entwicklungspolitik 
Johannes Haushofer, am 29. Januar 2020 Speaker an der Academy of Behavioral Economics

Die psychologischen und neurobiologischen Auswirkungen von Armut

In diesem Vortrag erklärt Johannes Haushofer die psychologischen und neurobiologischen Kosten von Armut, und beleuchtet, wie sich das Erleben von Armut auf das wirtschaftliche Verhalten eines Menschen auswirkt.

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★★

Was ein bedingungsloses Grundeinkommen in der Entwicklungspolitik leisten kann

Kann man Menschen einfach so Geld geben? Ohne eine Gegenleistung zu verlangen? Und vor allem: Bekommt die Gesellschaft von diesen Menschen auch wieder etwas zurück? Das sind die Fragen, denen sich Johannes Haushofer und Jeremy Shapiro in einem Langzeitexperiment in Kenia stellen. Die ersten Antworten sind überraschend – und vielversprechend.

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★★★

Sind randomisierte Experimente zur Armutsbekämpfung ethisch vertretbar?

Am 14. Oktober 2019 wurde der Nobelpreis für Wirtschaftswissenschaften an drei Ökonomen vergeben, die mit Hilfe von randomisierten kontrollierten Studien die Armut bekämpfen: Abhijit Banerjee, Esther Duflo und Michael Kremer. Bei solchen Experimenten wählen Forscher nach dem Zufallsprinzip eine Gruppe von Personen, die eine Intervention erhalten, und eine Kontrollgruppe von Personen ohne Intervention, und vergleichen dann die Ergebnisse.

Diese Methode wirft in diesem Kontext natürlich ethische Fragen auf, denn es wird zufällig ausgewählt, wer Hilfe erhält und wer nicht. Kritiker finden sogar, in so einem Setting werde das Wohlergehen von Studienteilnehmern geopfert, nur um vielleicht etwas daraus zu lernen. Die Wissenschaftler Peter Singer, Arthur Baker und Johannes Haushofer – allesamt in ihrer Forschungspraxis mit diesem Dilemma konfrontiert – haben Antworten auf die ethischen Fragen gesucht, und in einem Gastartikel für New Europe zusammengefasst.

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Save the date: 29. Januar 2020
Academy of Behavioral Economics 2020
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Die Welt wird immer schneller, digitaler, komplexer und damit unsicherer. Gleichzeitig gibt es immer mehr Daten zu Verhalten, Entscheidungen und Einstellungen. Wie gehen wir damit um? Und wie können wir damit Antworten auf veränderte Kundenbedürfnisse, Klimawandel, eine alternde Gesellschaft und weitere grosse, gesellschaftliche Herausforderungen finden?
Diesen Fragen stellt sich die Academy of Behavioral Economics 2020.
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